„Die Zukunft der Gebäudetechnik ist vernetzt – und beginnt mit uns“
- Martin Ming
- vor 2 Minuten
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Sönmez Dagasan über Innovation, Führung und den Wandel einer Branche im Umbruch
Die Gebäudetechnik befindet sich im Umbruch. Digitalisierung, steigende Anforderungen an Nachhaltigkeit und Effizienz, aber auch der Fachkräftemangel verändern die Branche tiefgreifend. Für Sönmez, stellvertretender Leiter Sanitär bei alltech Installationen AG, ist dieser Wandel keine Bedrohung – sondern eine Chance. Sein Weg vom Monteur zum strategischen Kopf in der Projektleitung zeigt: Zukunft entsteht dort, wo Technik, Teamgeist und Innovation zusammenkommen.

Sönmez, wie hat Deine Reise in die Gebäudetechnik begonnen – und was hat Dich speziell an der Sanitärtechnik fasziniert?
Meine Reise begann ganz klassisch – mit einer Ausbildung zum Sanitärmonteur. Jeden Tag war ich unterwegs, um Probleme zu lösen, von undichten Wasserhähnen bis hin zu komplexeren Installationen. Ich wusste nie genau, was mich erwartet – und genau das hat mich fasziniert. Es war, als würde man jeden Morgen ein neues Kapitel aufschlagen.
Mit der Zeit wurde mein Blick weiter: Ich absolvierte die Zusatzlehre als Sanitärplaner, später die Meisterprüfung – und schliesslich ein MBA an der FHNW. Jede Etappe eröffnete mir neue Perspektiven. Und obwohl viele denken, es sei „nur ein Job am Bau“, wird schnell klar: Die Gebäudetechnik ist hochkomplex. Kein Tag gleicht dem anderen, kein Projekt ist wie das vorherige.
Heute liegt meine Faszination in der Führung. Ich leite unser Montageteam und erlebe hautnah, wie aus einzelnen Fachkräften ein starkes, agierendes System wird – wenn man ihnen die richtigen Strukturen und Freiräume gibt.

Welche Stationen Deiner Laufbahn haben Dich besonders geprägt – fachlich wie auch im Hinblick auf Innovation?
Die Meisterprüfung bei suissetec war mein fachlicher Wendepunkt. Vor allem der intensive Austausch mit den Dozierenden hat mir geholfen, über den Tellerrand hinauszublicken. Ich habe gelernt, Systeme nicht isoliert zu betrachten, sondern als vernetzte Einheiten – ähnlich wie bei einem Uhrwerk, bei dem jedes Zahnrad perfekt ins nächste greift.
Im MBA-Studium wurde dieser systemische Blick noch geschärft. Der Kontakt mit Menschen aus völlig anderen Branchen hat mir gezeigt, wie anders man Prozesse auch denken kann – und wie wichtig es ist, Bestehendes immer wieder zu hinterfragen.
Diese Denkweise trage ich in unser Unternehmen hinein: in Form von effizienteren Abläufen, digitalen Werkzeugen und einer offenen Kultur für Neues.
Viele denken bei Sanitärtechnik an klassische Installationen. Du sprichst aber oft von Systemlösungen. Was bedeutet Innovation für Dich?
Innovation beginnt dort, wo man aufhört, in Einzelteilen zu denken.
Für mich heisst Innovation nicht, das eine Produkt besser zu machen, sondern den gesamten Ablauf intelligenter zu gestalten: von der Planung über die Ausführung bis zur Wartung – vernetzt, digital und prozessorientiert.
Es geht darum, Reibung zu minimieren und Zusammenarbeit zu maximieren. Die besten Systeme sind nicht nur technisch durchdacht – sie funktionieren auch menschlich.
Welche digitalen Tools nutzt Du konkret – und wie verändern sie Deinen Arbeitsalltag?
Wir arbeiten in der Planung mit BIM – Building Information Modeling – und das ist für uns ein echter Gamechanger. Wir sehen das Gebäude digital, bevor es gebaut wird. Leitungen, Anschlüsse, Schnittstellen: alles visualisiert, alles präzise.
Auf der Baustelle nutzen wir digitale Absteckgeräte, unterstützt von unseren Lieferanten. Damit setzen wir Montagestellen punktgenau – ohne Zeitverlust und mit deutlich geringerer Fehlerquote.
Unsere Projektdaten sind komplett cloudbasiert. Ob vom Büro, vom Tablet auf der Baustelle oder vom Smartphone unterwegs – ich habe jederzeit Zugriff. Das gibt uns eine völlig neue Flexibilität und Schnelligkeit in Entscheidungen.
Du führst ein Team in einem anspruchsvollen Umfeld. Wie förderst Du Offenheit für neue Technologien?
Indem ich es vorlebe. Ich zeige, wie ein neues Tool funktioniert, spreche über Nutzen – nicht über Vorschriften. Wenn jemand dann sagt: „Hey, das probiere ich auch mal“, ist der wichtigste Schritt getan.
Ich beobachte genau, wer im Team Interesse zeigt – und fördere gezielt. Wichtig ist mir: Fehler sind erlaubt. Innovation funktioniert nicht ohne Reibung. Es geht darum, Neues auszuprobieren, daraus zu lernen und gemeinsam besser zu werden.

Welche Rolle spielt Innovation für alltech Installationen AG – und wie wird sie konkret gelebt?
Innovation ist bei alltech kein Zufallsprodukt, sondern fest im Unternehmenswert verankert. Wir verstehen sie als Teil unserer Weiterentwicklung – mit dem Ziel, Effizienz, Qualität und Kundennutzen nachhaltig zu steigern.
Unsere Projekte sind seit Langem digital organisiert. Die interne Kommunikation läuft über schnelle, informelle Kanäle statt über langsame Prozesse. In unserer Vorfabrikation produzieren wir seit zwei Jahren Installationen vor – das reduziert Fehler und Abfall und spart wertvolle Montagezeit.
Ein weiteres Beispiel: Wir haben ein neues ERP-System eingeführt, das viele manuelle Prozesse automatisiert und unsere Administration entlastet. Gleichzeitig fördern wir gezielt Weiterbildungen – denn echte Innovation beginnt bei den Menschen, nicht bei der Software.
Wo siehst Du aktuell das grösste Potenzial für echten Fortschritt in der Branche?
Im Zusammenspiel der Beteiligten. Der Bauprozess ist heute stark fragmentiert. Planer, Ausführende, Bauherren, Betreiber – alle haben unterschiedliche Ziele, Zeitpläne und Informationsstände. Daraus entstehen oft Missverständnisse, unnötige Kosten und Qualitätsverluste.
Wenn wir es schaffen, frühzeitiger, enger und transparenter zusammenzuarbeiten, profitieren alle. Ob durch kollaborative Vertragsmodelle oder digitale Schnittstellen: Die Zukunft liegt in der Kooperation. Nicht im Silo.
Was ist Deine persönliche Mission als stellvertretender Leiter Sanitär?
Ich möchte die Abteilung technisch und organisatorisch fit für die Zukunft machen.
Dazu gehört: klare Prozesse, saubere Übergaben und minimale Reibungsverluste – intern wie extern. Gleichzeitig will ich Strukturen schaffen, die unsere Mitarbeitenden stärken statt hemmen: mit Vertrauen, Verantwortung und echten Entwicklungschancen.
Mein Ziel ist ein Umfeld, in dem Qualität nicht durch Kontrolle entsteht, sondern durch Begeisterung, Kompetenz und Zusammenarbeit.